Dort war Heidi Ulrich vor kurzem über das Wasser gerast und hat Eindrückliches vollbracht. Die Urnerin hat es nämlich erneut getan und ihr Palmarès erweitert. Am Montag stellte sie zum sechsten Mal einen Weltrekord im Speedsurfen über die Nautische Meile (1,852 km) auf. «Ich bin super happy und stolz, was ich erreicht habe», erzählt Ulrich. Sie kam auf durchschnittlich 73,41 km/h. Damit war sie etwas schneller unterwegs als bei ihrer vorherigen Bestmarke (71,19 km/h). Seit 2019 ist die 41-Jährige im Besitz des Weltrekords über die Nautische Meile.
Während des mehrwöchigen Wettkampfs sind jeweils perfekte Windbedingungen vonnöten, um in die Nähe von Spitzengeschwindigkeiten zu kommen. Just am letzten Wettkampftag herrschten Windböen von bis zu 90 Kilometern pro Stunde. Das war die Grundlage, um auf dem Brett stehend und fest am Segel klammernd, ihren bisherigen Weltrekord zu knacken.
Die Nautische Meile ist im Speedsurfen mit der Langdistanz gleichzusetzen. Die Rückeroberung des Weltrekords über die Kurzdistanz (500 m) ist das nächste Ziel in Ulrichs Plänen dieses Jahres. Es ist die sogenannte Königsdisziplin. Im November findet in Namibia während vier Wochen die «Speed Challenge» statt. Die «Piste» liegt inmitten einer kargen Wüste und wird jedes Jahr neu präpariert.
Um den Weltrekord über 500 Meter zu brechen, muss die Urnerin eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 88,9 km/h realisieren. «Ich hoffe auf genügend Wind, nur so sind solche Tempi möglich», sagt Ulrich. Der Wind muss zudem im optimalen Winkel einfallen und das Wasser möglichst glatt sein. Bei den Wettkämpfen trägt Ulrich eine 20 Kilogramm schwere Bleiweste. Eine solche ist laut Ulrich unerlässlich. «Sonst würden wir aufgrund der Windstärke vom Surfbrett abheben, was für uns sehr gefährlich werden könnte.» Beim Geschwindigkeitsrausch auf dem Wasser wirken enorme Kräfte. Deshalb sind auch Schutzbrille und Helm Pflicht, da die Verletzungsgefahr nicht unerheblich ist.
Für Ulrich, die erst mit 28 Jahren die Leidenschaft zum Windsurfen entdeckte, steht in den kommenden Monaten viel Windsurf-Training auf dem Trainingsplan. Ihr Trainingsgelände befindet sich quasi direkt vor ihrer Haustür. Sie wohnt in Flüelen mit Seeanstoss. «Auf dem Urnersee herrschen mehrheitlich sehr gute Bedingungen. Fast jede Minute meiner Freizeit befinde ich mich mit Surfbrett und Segel auf dem Wasser.»
Ulrich investiert viel und verlangt von ihrem Körper einiges ab. Nebst Training auf dem See versucht sie auch mit anderen Aktivitäten in Form zu bleiben. So widmet sie sich beispielsweise dem Trail-Running. Das heisst, sie absolviert Läufe im Gelände und in der freien Natur. Als zusätzliche Herausforderung schnallt sie sich Gewichte auf den Rücken und geht zum Beispiel als Mentaltraining klettern.
Eine Sättigung durch die Anzahl Rekorde fühlt Ulrich nicht. «Mein Durst ist nicht gestillt. Ich bin nach wie vor topmotiviert», sagt sie. Ulrich, getrieben von grossem Ehrgeiz, kann den Wettkampf in Namibia kaum erwarten. Dann will sie einmal mehr demonstrieren, dass sie die Schnellste auf dem Wasser ist. Es käme nicht überraschend, würde die Speed-Spezialistin die nächste Bestmarke aufstellen.