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03.05.2021Racing

Swiss Sailing League: Die Reise geht weiter

Die Swiss Sailing League steht in den Startlöchern für ihre 7. Saison. Im ersten Teil des Interviews mit SSLA-Präsident Philipp Koch hat er uns verraten, worauf wir uns 2021 besonders freuen dürfen. Nun gibt Philipp Koch Auskunft darüber, was sich sonst noch getan hat und wohin die Reise der Swiss Sailing League geht …

Philipp Koch, seit Herbst 2019 Präsident der Swiss Sailing League Association. Foto: zVg

Philipp Koch, was unterscheidet eigentlich die Organisation einer SSLA-Veranstaltung von einer „normalen“ Clubregatta?

Die Unterschiede liegen vor allem in der Logistik der Regatta auf dem Wasser. Im Gegensatz zu anderen Regatten stellt die Swiss Sailing League den zwölf teilnehmenden Clubs die Regattaboote zur Verfügung. Nach jedem Rennen erfolgt ein sogenannter «Crew Wechsel», das heisst es kommt für die nächste Wettfahrt ein anderes Clubteam auf eines der sechs Regattaboote. Dafür müssen die Veranstalter entsprechende Boote und Fahrer zur Verfügung stellen. 

Die Schiedsrichter, also die «Umpires», fahnden ein nicht regelkonformes Verhalten der Teams sofort, sprich auf dem Wasser, und zücken in diesem Fall die rote Flagge. Das bedeutet, dass vier Umpires den ganzen Tag auf dem Wasser sind und jedes Rennen genauestens verfolgen. Dieses Regattaformat, genannt «Umpired Fleet Races», ist so ausgelegt, dass eine Wettfahrt im Durchschnitt 15 Minuten dauert. An einem Event werden so bis zu 42 Rennen durchgeführt. Für die Seglerinnen und Segler bedeutet das Adrenalin pur, da sie in kurzer Zeit sehr viele Starts absolvieren können. Gleichzeitig haben die Teams die Chance, nach einem vergeigten Start oder schlechten Rennen in der nächsten Wettfahrt wieder zu überzeugen. 

Die Schweizer Segelliga ist zudem eine eigentliche «Tour de Suisse», das heisst wir ziehen mit den Booten und der weiteren mobilen Infrastruktur von See zu See durch die ganze Schweiz. Entsprechend müssen wir auch transportlogistische Probleme lösen. Die Swiss Sailing League unterscheidet sich nicht zuletzt in der Zusammensetzung der Teams. Bei uns segeln Schweizer Segelclubs gegeneinander. Wir freuen uns, dass unser Engagement für das Clubsegeln geschätzt wird und Früchte trägt: Immer wieder hören wir von Clubpräsidenten, dass die Swiss Sailing League mit ihrem Format zu besserem Zusammenhalt innerhalb der Clubs führt und sich wieder vermehrt Teams aus dem Club formieren.

Wenn man das so liest, dann kann man sich gut vorstellen, dass die Organisation einer SSLA-Veranstaltung um einiges intensiver ist als die Organisation einer Clubregatta. Warum lohnt sich der Aufwand für einen organisierenden Club dennoch?

Eine gewisse Entschädigung für den grossen Aufwand sind für die Clubmitglieder und die an der Organisation beteiligten Personen sicherlich das einzigartige Ambiente, welches die Segelliga-Event auszeichnet, sowie die spannenden Rennen. Auch treten die Teams meist mit ihren besten Seglerinnen und Seglern teil und bieten dadurch herausragenden, zuschauerfreundlichen und sehr taktischen Segel-Sport, von dem die zuschauenden Clubmitglieder ebenfalls profitieren. Die hohe Zahl an Wettfahrten pro Regattatag beschert den Beteiligten ein weiteres grossartiges Erlebnis. Zudem: Ein Segelclub, welcher regelmässig Regatten organisiert, verliert niemals diese Kompetenz und kann mit solchen Events auch sein Clubleben aktiv fördern.

Nach jedem Rennen wechseln die Clubteams das Boot, das heisst es erfolgt ein sogenannter «Crew Wechsel».

Wie hat sich die Vorbereitung der teilnehmenden Clubs seit der ersten Austragung der Swiss Sailing League verändert?

Die Segelliga startete 2015 mit Clubs, welche zu Beginn einfach an das Liga-Segeln glaubten und aus purer Freude am neuen Format mitmachten. In der Zwischenzeit haben sich die drei Ligen (die Super League, die Challenge League und die Promotion League, Hinweis der Redaktion) etabliert, und auch das Niveau in der jeweiligen Liga entspricht mehrheitlich den Gegebenheiten. Es ist heute nicht mehr möglich, wie zu Beginn ohne Training an einem Event teilzunehmen. Insbesondere die Teams, welche sich in den vorderen Rängen der Super League (1. Liga) etablieren wollen, müssen einiges an Training investieren. Der grosse zeitliche Aufwand lohnt sich aber allein schon aus dem Grund, dass die Spitzenclubs als Belohnung an der SAILING Champions League teilnehmen können. 

Die SSLA bietet für Clubs mit dem Youth Cup, dem Women’s Cup und dem Master Cup zudem Events, welche für ihre heterogenen Mitglieder genutzt werden können. Die Swiss Sailing League hat sich damit in den vergangenen sechs Jahren zu einer idealen Plattform für alle Schweizer Segelclubs gemausert.

Neuer und alter Cupsieger und Schweizermeister 2018: Der Regattaclub Bodensee.

Es fällt auf, dass in den vergangenen sechs Jahren immer in etwa die gleichen Teams um die Spitzenplätze in der Super League mitsegeln: Die SVKr, die SNG, der RCB sowie der RCO. Eine etwas provokante Frage: Was machen diese Clubs besser als die anderen?

Dass sehe ich anders. Es gibt immer wieder Überraschungen bei den Liga-Auf- und Absteigern. Ich glaube, dass die erfolgreichen Segelclubs, und dazu gehören neu auch die BT (Bordée de Tribord) und der SCC (Segelclub Cham), einfach zurzeit über sehr gute Seglerinnen und Segler verfügen, welche den kleinen, aber wichtigen Unterschied ausmachen. Als Präsident*in eines Segelclubs würde ich auf jeden Fall als Zielsetzung eine Qualifikation zur SAILING Champions League festlegen. 

Es darf aber trotzdem nicht vergessen gehen, dass die Swiss Sailing League eine Plattform für den Breitensport ist! Dabei zu sein, sich mit anderen Clubs messen, Gleichgesinnte treffen - das alles sind ebenso wichtige Faktoren. Das Ligasegeln ist sehr beliebt, und ich bin sicher, dass in den nächsten Jahren neue Clubteams im vorderen Teil der Ranglisten anzutreffen sind. Übrigens: im Youth und Women’s Cup mischen ganz andere Clubs vorne mit, zum Beispiel der Yacht Club Horgen, der Yacht Club Bielersee, der Cercle de la Voile Vevey-La Tour und der Zürcher Segel Club. 

Welche Erwartungen und Ziele hast du an die Liga, kurzfristig gesehen? Und wohin soll die Reise gehen?

Wir haben mit unseren Mitgliedern eine Strategie entwickelt, welche an einer ausserordentlichen Generalversammlung behandelt und verabschiedet wurde. Ganz oben steht das nationale und internationale Clubsegeln im Umpired-Fleet-Racing-Format. Ein weiterer Punkt unserer Strategie beinhaltet, dass wir die gastgebenden Clubs mit möglichst viel Materiellem und Organisatorischen unterstützen möchten. Den Segelteams werden wir weiterhin die Chance bieten, internationale (Champions League) Events zu besuchen. Hierzu pflegen wir unsere Mitgliedschaft in der ISLA (International Sailing League Association) und anderen internationalen Vereinigungen. Des Weiteren bieten wir Regattasport-Events für die Interessegruppen, welche unserer Meinung nach bisher zu kurz gekommen sind. Ich denke da konkret an die Junioren und die Frauen. Die drei Ligen wie auch die CUP Events richten sich primär an den Breitensport. Ein weiterer strategischer Entscheid ist, dass wir die kommenden Jahre an der J/70 festhalten möchten. Dadurch können wir mithelfen, die J70 Klasse in der Schweiz zu festigen und die getätigten finanziellen Investitionen vieler Schweizer Segelclubs in diese Bootsklasse zu schützen.

Die Swiss Sailing League Association ist innovativ und aktiv wie eh und je, die Arbeit wird dem Vorstand auch in nächster Zeit kaum ausgehen...

Genau, und deshalb freuen wir uns umso mehr, dass wir mit Marlene Rump und Susan Buchecker zwei neue Vorstands Mitglieder an Bord zu haben. Marlene wird sich neben den alltäglichen Vorstandsthemen speziell dem Woman Sailing widmen. Mit Susan bekommen wir eine erfahrene Regattaseglerin mit viel Erfahrung im Bereich der Event Organisation. Die beiden sind gut gestartet und bereits bestens integriert und voller Tatendrang – die Saison 2021 kann also kommen!

Lesen Sie hier den ersten Teil des Interviews (Publikation am 28. April 2021)

Text: Diana Fäh Mosimann
Fotos: Claudia Somm / Jürg von Allmen / Swiss Sailing League

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